Sonntag, 7. Juli 2013

Preußische Allgemeine Zeitung - Prof. Hankel: Rückkehr zu nationalen Währungen unter Beibehaltung des Euro als Parallelwährung

   die gleiche Überlegungen habe / hatte ich auch, zurück zur nationalen Währung und den Euro beibehalten, siehe auch und weitergehendes: Proklamation / Machtübernahme

preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/deutscher-masochismus-untergraebt-euro

Deutscher Masochismus untergräbt Euro

Ökonom Wilhelm Hankel erklärt im Gespräch mit der PAZ, warum er eine Parallelwährung als Rettung sieht

07.07.13

Euro-Kritiker der ersten Stunde: Wilhelm Hankel. Bild: pa
Der Währungsexperte hat in seinem Buch „Die Euro-Bombe wird entschärft“ ein Alternativkonzept zum bisher bestehenden Euro vorgelegt. Der Kern seiner Überlegungen: Eine Rückkehr zu nationalen Währungen unter Beibehaltung des Euro als Parallelwährung. Wie der historische Goldstandard könnte ein Euro+ (Euro-Plus) als gemeinsame Bemessungsgrundlage für Wechselkurse dienen. Die nationalen Währungen könnten dann in einem System je nach wirtschaftlicher Leistungskraft zum Euro auf- oder abwerten, so Hankel im Gespräch mit PAZ-Autor Norman Hanert. Statt einer Währung in Dauerkrise könnte damit ein „Goldstandard ohne das gelbe Metall“ entstehen.

PAZ: Herr Hankel, warum kommt nun gerade von Ihnen, der Sie einer der großen Euro-Kritiker der ersten Stunde sind, der Ruf nach Beibehaltung des Euro als Parallelwährung? Welche Vorteile sehen Sie?
Hankel: Mit einem Wettbewerb zwischen Euro und nationalen Währungen würden beide stärker und gehärtet werden. Der Euro+ bekäme die Funktion eines monetären Metermaßes für alle wieder eingeführten nationalen Währungen. Verschwinden würde nicht nur der Währungsgraben zwischen Euro- und Nicht-Euro-Ländern innerhalb Europas, sondern die EU würde auch für andere Länder hochattraktiv. Die Norweger und Russen könnten beitreten, weil sie ihre eigene Währung behalten würden. Der Euro käme nur als Bemessungsgrundlage für ihren Wechselkurs dazu.

PAZ: Sehen Sie ernsthaft Chancen zur Realisierung Ihres Vorschlages? „Berufseuropäer“ wie Jean-Claude Juncker scheinen die Euro-Krise doch sogar als Chance für mehr „Europa“ zu sehen?
Hankel: Gerade diesem Politiker – der sich dadurch auszeichnet, dass er Europa durch Krisen zusammenbringen will – sollte man nicht auf den Leim gehen. Europa entsteht nicht durch Krisen und die Schwächung des Euro. Ganz im Gegenteil, wir brauchen einen harten Euro.

PAZ: Nicht nur in Brüssel, auch in der Euro-Südschiene dürfte sich die Zustimmung zu Ihrem Vorschlag in Grenzen halten.
Hankel: Natürlich. Die Südschiene setzt ja bewusst darauf, dass ihre Defizite weiter vom Norden bezahlt werden. Mit dem Euro+ und der Rück-kehr zu nationalen Währungen wird wieder dasjenige disziplinierende Element aktiviert, ohne das es keine Währung, kein Währungssystem geben kann, nämlich der Wechselkurs.

PAZ: Was würde unter einem Euro+ mit den deutschen Staatsschulden geschehen?
Hankel: Das ist ein Punkt, den ich bei Finanzminister Wolfgang Schäuble überhaupt nicht verstehe. Er würde mit einer Rückkehr zur D-Mark und deren unausweichlichen Aufwertung in die großartige Situation kommen, dass er einen Teil der Euro-Schulden mit aufgewerteter D-Mark wieder loswerden kann und damit den Steuerzahler entlasten würde.

PAZ: Stattdessen werden zur vermeintlichen Rettung des Euro aber Milliardenbeträge bereitgestellt und massive Rechtsbrüche begangen oder geduldet. Überrascht Sie das?
Hankel: Mich überrascht es deswegen, weil sonst eigentlich der Gläubiger bestimmt. Aber hier regieren die Schuldner und setzen ihre Wünsche bei den Gläubigern durch. Kanzlerin Angela Merkel müsste als Vertreterin des größten Gläubigerlandes in der EU eigentlich sehr viel mehr durchsetzen. Warum dies nicht geschieht, kann ich nicht sagen.

PAZ: In Ihrem aktuellen Buch kommen Sie sogar zu dem Befund, dass bereits seit Jahrzehnten von der Bundesrepublik eine Politik monetärer Reparationsleistungen verfolgt wird.
Hankel: Angesichts des bisher Gesagten liegt das klar auf der Hand. Deutschland wird zum Zwangsgläubiger, zum Hauptgläubiger der Euro-Zone. Es wird dabei immer wieder politisch motiviert –, und es gibt auch in Deutschland solche politische Masochisten, die so argumentieren – nachdem Deutschland im Zweiten Weltkrieg so viele Schuld auf sich geladen hat, darf sich Deutschland seiner Verantwortung für Europa nicht entziehen. Aber das sind ja wohl nicht vergleichbare Dinge.

PAZ: Eine Hinwendung zu dieser Politik machen sie ganz konkret um das Jahr 1969 unter dem damaligen Bundeskanzler Willy Brand fest?
Hankel: Willy Brandt, dem ich indirekt als Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium gedient habe, hat sich zunächst einmal gegen die ersten Versuche, Deutschland einzubinden, nämlich gegen den „Werner-Plan“, gewehrt. Aber leider hat er dann nachher doch akzeptiert.

PAZ: Haben Sie eine Erklärung für dieses Einknicken?
Hankel: Ich habe dafür die gleiche Erklärung wie bei fast allen anderen deutschen Bundeskanzlern: Sie halten Europa aus angeblicher deutscher Staatsräson für so wichtig, dass sie Grundrechte der deutschen Nation nicht ernst genug nehmen.

PAZ: Zurück in die Gegenwart. Wann sehen Sie die Zeit reif für Ihr Konzept eines Euro+?
Hankel: Die Stunde meines Vorschlages schlägt, wenn die bisherigen Mittel in der Euro-Krise an ihr Ende kommen. Bisher werden die Leistungsbilanzdefizite der mediterranen Länder nicht beseitigt, sondern durch immer neue Kredite und Geldspritzen finanziert. Wenn dies an sein Ende kommt, wenn den Eurokraten droht, dass die Völker den Euro verlassen, ob die Menschen in Gold und andere Ersatzwährungen fliehen, dann wird man einsehen, dass der Euro so nicht weitergeführt werden kann. Mit meinem Plan könnten dann viele Euro-Politiker ihr arg ramponiertes Gesicht wahren.

Keine Kommentare: